Romanow zelebrieren die hohe Kunst des Independent Rock

Wer noch nie ein Konzert in der Kulti Wetzikon geniessen durfte, kann sich nur schwer vorstellen, dass es sich tatsächlich so anfühlt, als befände man sich auf einem hervorragend organisierten Schrottplatz mitten auf einem Campingplatz, aber trotzdem in der Stadtmitte. Das einzige was am 02. Juli 2016 auf dem kurzen Fussweg vom Bahnhof zur Konzert Location erinnert, waren die Konzertgänger die das gleiche Ziel hatten wie ich selbst: Romanow live zu sehen.

Die Schweizer spielen eine Musik der Kontraste, jeder Song hat ein eigenes Klangbild. Der Schlagzeuger verstärkt mit seinem kantigen und dann doch wieder mit feinem dezenten Spiel, dann wieder pulsierend und von ausgreifenden Bassläufen kommentiert. Dazu schraffieren die Gitarristen ihre kargen Akkorde und Melodien, während Samples und andere elektronische Einwürfe vom Keyboarder eingespielt werden. Ihre Musik ist frenetisch vorangetrieben, um sich dann auf träumerische Zeitlupe zu verlangsamen. Das Konzert klingt hellwach und lebendig – die Gruppe spielt mit einer Präzision die keinen Moment gelernt klingt, sondern wie neu gespielt und vor Ort vorgeführt.

Ein Ensemble von Individualisten, sind sie die Jungs von Romanow! Extrem kompakt und zugleich hört man jeden Musiker einzeln heraus. Nie verliert der Sound die schmerzhafte Klarheit der einzelnen Instrumente. Die Musik stockt und strömt, ruckt und fliesst, wie Wellen mitten im Ozean. Der Sänger dürfte mehr Melodien in seinem Gesang mitmischen, aber vielleicht ist es auch eine Frage des Geschmacks.

Der letzte Song des Abends, von bröckelnden Klavierakkorden begleitet, bringt die Versöhnung: „Zwei Stunden Live Show und über 25 Songs sollten reichen“ Unglaublich, dass eine so gute Live Band noch niemand in der Schweiz entdeckt hat, wahrscheinlich die beste unbekannte Band der Schweiz!

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