Am 18. März 2016 durfte ich die sympathische Sänger- und Musikerin Colour Of Rice im Kulturkeller Höngg in Zürich treffen.
Wie bist du zur Musik gekommen?

Mit 9 Jahren habe ich an einer Beerdigung gesungen. Ein Familienmitglied kam mit den Tränen in den Augen zu mir und hat mich gebeten mit der Musik weiter zu machen. Ich nahm mir diese Bitte zu Herzen und tauchte in die Musikwelt ein. Meine Mutter ist Organistin, daher war es naheliegend, dass ich Klavierunterricht bei ihr nahm. Wobei man sagen muss, dass meine jüngere Schwester und ich seit jeher auf den Tasten klimperten (lacht).

Ab welchem Zeitpunkt hast du dich für die Gitarre entschieden?

Das Klavier als Instrument ist für mich mehr ein Soloinstrument – es benötigt keinen Gesang dazu, es hört sich schon ohne Stimme wunderbar an. Zudem war es mir schlichtweg zu klassisch, darauf hatte ich irgendwann keine Lust mehr.

Und wann war dieses irgendwann?

Mit 17 Jahren. Im Gymnasium konnten wir im Musikunterricht ein Praktikum machen. Dafür standen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Da meine jüngere Schwester bereits eine Gitarre hatte, dachte ich mir ich wähle doch diese aus – und es ist cooler (lacht).

Dann gab es keine Probleme mit dem teilen der Gitarre?

Zu Beginn sträubte sie sich und war genervt. Es ermutigte sie aber bald dazu, selbst auch mehr Gitarre zu spielen und Songs zu lernen, die ihr gefielen. Bald kaufte ich mir eine Gitarre mit Tonabnehmer, damit ich verstärkt auftreten konnte und sie hatte ihre Akustik Gitarre wieder ganz für sich.

Könntest du dir vorstellen zusammen mit deiner Schwester aufzutreten?

Ich stelle es mir oft vor… Sie ist jedoch ein bisschen schüchtern und spielt noch lieber für sich selbst. Aber ich hoffe sehr, dass wir mal zusammen was machen können.

Ah OK, vielleicht kommt das ja noch. Mit Gitarre besattelt und Stimme gesegnet ging es also auf die Bühnen der Welt. Wo war dein erster Auftritt?

Das Kick-Off Konzert passierte während eines Sprachaufenthalts in Edinburgh – ich weiss es klingt extrem kitschig (lacht). Ein Strassenmusiker spielte seine Songs und forderte mich auf auch ein Lied zu singen. Wir hatten extrem viel Spass zusammen und haben heute noch Kontakt miteinander. Am gleichen Abend war zudem eine Open Mic Session in unserem Hostel – diese Gelegenheit musste ich natürlich nutzen.

Von den Strassen Schottlands rein katapultiert ins Music Business – hört sich echt kitschig an. Wie ging es weiter?

Zurück in der Schweiz spielte ich an diversen Open Mics in Lausanne (EJMA), Zürich, Bern – wo ich nur konnte!

Wenn man deinen Namen googelt findet man viele Wohnorte. Von Biel, von überall und nirgendwo – was ist die Geschichte dahinter?

Überall und nirgendwo beschreibt es recht passend (lacht). Mit vier Jahren bereisten meine Familie und ich die Strassen Europas. Mit einem Wohnwagen ging es von Spanien nach Portugal bis hin zu Marokko.

Hört sich spannend an! Wie lange wart ihr auf Reisen? 

Bis meine kleine Schwester zur Welt kam. Mein Vater musste wieder Geld verdienen und zurück in den Job – daher hiess es Tschüss Abenteuer und noch viel schlimmer Tschüss Hund. Der konnte leider nicht mit in die Wohnung.

Danach hattest du aber einen festen Wohnsitz? In Biel vielleicht? 

Zu Beginn wohnten wir in Zürich, ich sprach fliessend Züri Dütsch. Danach gab es noch einige Jahre in Bern und im Jura.

Wie ich sehe, du bist schon recht herumgekommen. Deine Mutter ist Japanerin, konntest du dort per Zufall auch schon auftreten?

(lacht) Ja, ich hatte mit ihr zusammen einige Gigs in Tokyo, ich fühlte mich wie in einer anderen Welt.

Viele junge Musiker studieren oder arbeiten nebenbei. Wie schaut’s bei dir aus?

Mein Job ist die Musik.

Dann bist du also immer auf der Suche nach möglichst vielen Gigs? 

Genau. Ich versuche in einer Woche möglichst viele und ortschaftlich naheliegende Auftritte zu ergattern. So spare ich mir Zeit und Geld.

Spielst du auch an Festivals?

Letztes Jahr konnte ich am Festi’Neuch, Les Créatives Festival in Genf und am Hiboux et le Chien Blanc in Frankreich auftreten.

Wo gefällt es dir besser – auf den Bühnen der Festivals, der Clubs oder doch lieber in einer Bar?

Das kann ich nicht pauschal sagen. Es braucht alle Bühnen – für mich ist es am wichtigsten, eine Verbindung mit dem Publikum herzustellen.

Wie stellst du diese her?

Ich fühle es (lacht) – das herausfordernde am Musiker Dasein ist es, dass man zwei Seiten hat.

Und die wären?

Einerseits willst du dem Publikum dich zeigen, andererseits willst du dich verstecken. Dann kommt es auf die Zuhörer an. Ich lasse mich auf sie ein und erzähle ihnen meine Geschichten. Das schöne dabei ist, dass jeder im Publikum seine eigene Geschichte dazu hat.

Kamen auch schon Leute zu dir und erzählten ihre Geschichte dazu?

Ja. Einmal hat ein junges Paar mir erzählt wie sie im Zug immer meine Musik hören, je mit einem Kopfhörer im Ohr. Das hat mir sehr gefallen.

Hast du einen Favoriten unter deinen Songs?

Schwierig zu sagen. Jeder Song an und für sich steht für sich. Beim Schreiben habe ich extreme Emotionen, da kann es auch vorkommen das ich weine. Daher geniesse ich die Zeit des Songschreibens sehr. Jedes Lied steht für einen Moment und wenn ich sie singe, erzähle ich den Moment von damals.

Zu guter Letzt, meine Essensfrage. Wenn du deine Musik mit einem Gericht vergleichen müsstest, welches wäre es?

Eeehm (schaut mit grossen Augen zu mir und lacht) ein spezifisches Gericht dazu hab ich nicht. Die erste EP Fall In Love ist süss. Die LP Fly kommt luftiger daher – ich würde sagen meine Musik ist wie das Gericht das der Hörer am liebsten hat. Ich singe auch oft „taste it“ oder „warm weather and a cold grape juice“ (lacht).