Spontan entschied ich mich, auf Anfrage meiner Kollegin, ans 16. Vorstadt Sounds in Zürich zu pilgern – gut, pilgern ist übertrieben, eine kurze Fahrt auf mich nehmen triffts schon besser. Der 21. Mai 2016 zeigte sich von seiner sonnigen Seite. Die Menschen plauderten friedlich an diesem lauen Abend im überschaubaren Quartier Albisrieden.
Dort angekommen lösen wir ein Ticket, wenn schon dort, dann aber bitte richtig. Auf der Openair Bühne, draussen vor der Pfarrei St. Konrad, kann man die jungen Bands kostenlos geniessen – ja richtig gelesen, gratis! Wenn man sich weitere Acts drinnen anschauen möchte, bezahlt man an der Abendkasse CHF 20.00 und kann sich alles reinziehen.
Nach einem Snack namens „Brüggel“ (eine Art Hot-Dog nur mit mehr Inhalt – Salat, geröstete Zwiebeln, Sauce nach Wahl, Kräuterquark und einer Schweinswurst), gesellten wir uns zum Publikum. Freudig plappernd, wurde der Platz vor der Bühne von sitzenden Menschen in Beschlag genommen.
Kurz vor 19:15 Uhr wurde die erste Band angkedündigt – Memory Of An Elephant. Eine sechsköpfige Band aus Olten, welche sich dem Folk-Rock widmet. Ein Hauch Mumford & Sons wehte durch die Fellenbergstrasse und die Zuschauer wurde immer aufmerksamer. Ein guter Start in das Programm.
Schlag auf Schlag ging es weiter. Um 20.15 Uhr lud die Nachwuchsband The Fool’s Truth ins Festivalcafé ein. Seit 2015 unterstützt das Vorstadt Sounds mit dem Projekt „Bounce“ junge Musiker zwischen 16 bis 21 Jahre. Ich muss gestehen, ich war positiv Überrascht! Mit langer Mähne und Bandana rockten sie was das Zeug hält! Keine Miene wurde verzogen, cool standen sie da und spielten einen Song nach dem anderen. Ich bin gespannt, auf welchen Bühnen ich sie in Zukunft noch antreffen werde – aber eins ist sicher, man wird von ihnen noch hören!
Wieder draussen angekommen (was wirklich herrlich war, drinnen ist es einfach zu heiss) hörten wir bereits das Dark-Pop Trio aus Bern, Parrot to the Moon. Hui, war mein erster Gedanke. Sie holen mit ihrem abgespacten, sphärischen Sound sicherlich den einen oder anderen ab – mich nicht. Die Bühnenpräsenz der drei war so la la, die Musik, wie gesagt nicht mein Fall und das Publikum Redete non stop. Nach einigen Minuten hatten wir genug und schlenderten Richtung Hauptbühne.
Spährisch ging es dort weiter mit Patrick Bishop. Der Raum war gut gefüllt, in der vordersten Reihe tanzten einige zu den Klängen Bishop’s und liessen sich mit geschlossen Augen davon treiben. Ich bin mir sicher, auch von ihm wird man noch viel hören, aber weniger von mir ;) ist so gar nicht mein Ding.
Jetzt muss wieder was kommen – zu abgehoben war mir das Ganze (bis auf die Nachwuchsband) bisher. Wir drängten uns einmal mehr ins Festivalcafé. Diesmal standen Glaston auf der Bühne. Mit Experimental-Post-Rock wurde der Raum plötzlich ganz still (nachdem ein Mann durch den Raum rief: „Hey seid doch mal ruhig, gopfertelli namal, voll respektlos gegenüber den Musikern“ – ehm OK…). Ich bin es mir gewohnt, dass die Musiker eintauchen, abtauchen, davon tauchen, wenn sie spielen. Sie sind eins mit sich und ihren Instrumenten. Bei Glaston zeigte sich dies, indem alle ihre Augen geschlossen hielten. Gesungen wird nicht, sie überzeugen rein durch ihre Instrumente. Spannend, aber wieder gilt dasselbe wie vorhin, zu abgehoben für mich.
Das Programm versprach viel Abwechslung – bisher war das eher nicht der Fall. Die Hoffnung stirbt zuletzt, wie man so schön sagt. Von der Openair Bühne höre ich das erste Mal Sound, der mich mitreisst. Es spielen die Herren von Royal Riot. Ein bisschen Funk, ein bisschen Rock, eine Prise Pop und eine unverschämt gute Stimmung. Freudig stellten wir uns vor das Trio aus Zürich. Sie forderten das Publikum auf, in die Knie zu gehen und auf ihre Ansage hin in die Luft zu springen – gesagt getan, die Masse tanzte wild umher und trällerten zu den Songs mit. Nach einer Weile forderte der Sänger Silas seinen WG Kumpel auf die Bühne, um dessen Popping Künste zum Besten zu geben. Alles in allem war dies ein extrem cooler Gig mit viel guter Laune.
Nach einer Stärkung (mmh, Schokoladen Cupcacke…) schlängelten wir uns wieder zur Hauptbühne rüber. Mittlerweile hat es viel mehr Leute als noch vor ein paar Stunden. Dort standen die Schaffhausner The Gardener & The Tree. Die rauchige Stimme von Sänger Manuel, durchquerte den gefüllten Raum, die Harmonie der Instrumente erzeugte eine gesellige Stimmung. Eine Mischung aus Kings Of Lion und den neuen Songs von Mumford & Sons. Muss sagen, hello! Eine gute Show, mit genialer Musik!
Nun stand Liv Summer auf der Matte. Ihre Musik verschreibt sie dem Singer-Songwriter Genre mit einer Mischung aus Folk. Begleitet wird sie von ihren Backgroundsängerinnen Rea und Milena. Gesehen habe ich nichts, es war einfach zu voll, dafür aber umso mehr gehört. Ihre Musik ruft die Sehnsucht der Träume hervor. Kurz vor dem Ende konnte ich mir doch noch ein Blick auf Liv erhaschen, mein gedankliches Bild wurde von dem wirklichen Bild nicht betrübt – es stimmte überein – Feinfühlig aber dennoch bestimmt, das ist Liv Summer.
Mittlerweile war ich in der „nach Hause gehen“ Stimmung. Aber nichts da, meine Kollegin wollte sich unbedingt noch die Partyband Paul das Pausenbrot antun. Nach knappen zehn Minuten hatte aber auch sie genug.
Mein Fazit? Ein gelungenes Festival mit einer ausgelassenen Stimmung. Für jung und alt, für Rock und Pop Begeisterte, kurzerhand, es hat für alle was dabei. Mit Sicherheit findet man am Vorstadt Sounds die eine oder andere Perle.